Obdachlosenheim braucht Dauerlösung
Die Neuruppiner Obdachlosenunterkunft K6 wurde gerade noch einmal gerettet. Durch den Beschluss der Stadtverordneten, die Finanzierungslücke von 19000 Euro mit Haushaltsmitteln zu decken, ist der Betrieb für ein weiteres Jahr gesichert. Das Schicksal der Obdachlosenunterkunft an der Kommissiohsstraße schien so gut wie besiegelt:Am Freitag hatte der Vorstand des Diatonischen Werks, der das K6 betreibt, beschlossen, die vier Mitarbeiter der Unterkunft zu entlassen und den Mietvertrag zu kündigen.
Denn die Kündigungsfristen enden jeweils am 30. Juni. Die Finanzierung jedoch ist noch immer nicht geklärt, wie Diakonie-Geschäftsführer Werner Böhm sagte.Im letzten Moment sprangen die Stadtverordneten in die Bresche. Dabei sindauch die anderen Kommunendes Kreises in der Pflicht.
Nur drei von zehn Städten, Ämtern und Gemeindenim Landkreis beteiligen sich an den Kosten. Als größte Stadt zahlt Neuruppin jährlich 45000Euro, gefolgt von Wittstock mit 10 000 Euro und Rheinsberg mit 8000 Euro. Bisher konnte die Finanzierungslücke immer wieder geschlossen werden. Doch in diesem Jahr drohte das Aus. Bereits im November warnte die Diakonie davor, dass das K6 nicht zu halten ist, sollte sich nicht etwas tun. Laut Böhm müsste jede der-sieben Kommunen nur 2.700 Euro dazuzahlen. Die Neuruppiner Einrichtung ist die einzige Obdachlosenunterkunftin Ostprignitz-Ruppin. Derzeit leben 26 Personen im K6. Die meisten kommen aus Neuruppin, einige jedoch aus demgesamten Kreisgebiet. Deshalb sieht Böhm alle Kommunen
in der Pflicht. Schon ein Solidarbeitrag wäre eine Hilfe.Nur passiert ist bisher nichts. „Wir müssen die Kündigungsfristen von einem halben Jahr einhalten. In neun Tagen endet die Frist. Wenn nicht sofort etwas passiert, war es das", so Böhm.
Im Mai hatten sich Bürgermeister und Amtsdirektoren im K6 getroffen. Das Ergebnis war aus Sicht der Diakonie kaum befriedigend. Fehrbellins Bürgermeisterin Ute Behnicke erklärte sich zwar bereit, dem Heimzu helfen, war aber gegen eine pauschale Unterstützung. Wüsterhausens Bürgermeister Roman Blank wusste noch nicht, ob er dem K6 unter die Arme greifen möchte und verwies an die Gemeindevertreter.Kyritz hat einen Vertrag zur Unterbringung von Obdachlosen mit der Arbeiterwohlfahrtin Pritzwalk.
Und aus Heiligengrabe sei in den vergangenen Jahren niemand ins K6 gezogen, sagte Bürgermeister Holger Kippenhahn. Böhm bedauert, dass es keine rechtliche Grundlage gibt, die Kommunenzur Unterstützung zu verpflichten. Auch wenn die Bewohner der Notunterkunft aus anderen Orten stammen, sind sie in Neuruppin gemeldet. Daher sehen sich viele Kommunen nicht veranlasst zu zahlen. „Die anderen haben praktischkeine Obdachlosen", sagte der Sprecher der Neuruppiner CDU, Sebastian Steineke, der sich für eine Rettung des K6 stark macht.
Böhmes vorerst letzte Hoffnung waren die Neuruppiner Stadtverordneten. DieCDU die das K6 auch bisher unterstützt hat, stellte den Antrag, dass die Stadt die benötigten 19.000 Euro aufbringt. Damit ist der Betrieb für die nächsten zwölf Monate gesichert. Doch es muss eine langfristige Lösung gefunden werden.