CDU Stadtverband Neuruppin
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Umfrage polarisierte - CDU bat Neuruppiner gestern um ihre Meinung zur Inklusion

NEURUPPIN - Politiker, die den Stand ihrer Partei mitten in der Stadt aufstellen, ernten klare Meinungen. Kompromisse finden und die Balance halten – das sind keine Gesetze der Straße. Es ist Donnerstagvormittag, auf dem Schulplatz Neuruppin bitten CDU-Mitglieder die Passanten, eine Bürgerumfrage auszufüllen. Es geht um Schulen, an denen alle Schüler gemeinsam unterrichtet werden sollen. Egal, ob sie behindert sind oder nicht. Inklusionsschulen – ein Aufregerthema.
„Kinder sind grausam“, sagt Waltraud Kröcher. Kinder würden ja schon Mitschüler diskriminieren, die keine Markenkleidung tragen. Wer behindert ist, werde erst recht zum Opfer fieser Schimpfwörter und Ausgrenzung. „Da bin ich dagegen“, sagt Kröcher aber auch aus anderen Gründen. Inklusion sei „eine Behinderung für die anderen Kinder“. Gemeint sind die Nicht-Behinderten, die beim Lernen abgelenkt würden. Zumal – und das betonen viele der Bürger – es viel zu wenig Fachpersonal gebe.

Allerdings ist die Frage, ob behinderte und andere Schüler zusammen auf Inklusionsschulen gehen werden, nicht mehr zu klären. Die Landesregierung hat es entschieden und will so die UN-Konvention, die gemeinsame Schulen fordert, schnellstmöglich in die Tat umsetzen.

Ob die Konvention wirklich so zu deuten ist, dass Förderschulen gänzlich abzuschaffen sind, ist dagegen umstritten. Bildungsministerin Martina Münch (SPD) setzt sich mit diesem Vorhaben seit Monaten der Kritik aus.

Gordon Hoffmann, bildungspolitischer Sprecher der CDU im Landtag, steht ebenfalls am Neuruppiner Parteistand. Die Frage sei nicht, ob, sondern wie Inklusion eingeführt werde. Das unterscheidet ihn von Waltraud Kröcher, die den gemeinsamen Unterricht gänzlich ablehnt.

CDU-Politiker Hoffmann krisitisiert, dass die Landesregierung nicht mehr Geld investiert, um Sonderpädagogen und andere Fachkräfte einzustellen. Zugleich gibt er zu, dass es falsch war, den Studiengang Sonderpädagogik einzustellen. An der Entscheidung war auch die CDU beteiligt. Erst ab 2013 wird die Uni Potsdam einen vergleichbaren Studiengang anbieten. „Der Faktor Qualität muss mehr zählen als der Faktor Zeit“, sagt Hoffmann. Die Verwandlung in Inklusionsschulen sei nicht in wenigen Jahren zu schaffen.

Hinter Hoffmann steht sein Neuruppiner Parteifreund Peter Lenz. Der Vater eines behinderten Kindes ist „heilfroh, dass mein Kind nicht für dieses Experiment benutzt wurde“, sondern auf eine Förderschule ging. Er bezweifelt nicht, dass Inklusion in manchen Fällen funktioniere, „aber nur in kleinen Klassen“.
 Nach einer Stunde haben etwa 20 Passanten an der Umfrage teilgenommen. Das sei etwas weniger als sonst, heißt es bei der CDU, liege aber am schlechten Wetter. Umfragen ausfüllen, wenn es schüttet, macht keinen Spaß. Auch das ist ein Gesetz der Straße.
 Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung / Maurice Wojach 22.06.2012